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Am Wasser und dennoch mitten in der Wüste

Nach einem gemütlichen Sonntagsfrühstück kaufen wir an der Tanke noch mal Wasser- und Biervorräte ein. Dann geht’s zuerst etwas abenteuerlich steil auf den Spreetshoogte Pass bis ca. 1.800 ü. NN. Wir bleiben lange auf dem Hochplateau, bis es über den schön gewundenen Gamsbergpass wieder hinab geht. Der Gamsberg selbst baut sich mit 2.347 m vor uns auf! Über immer schlechter werdende Pads geht es – gar nicht so weit, aber schier endlos lang – bis zu Rooiklip. Dort empfangen uns Hannelore & Franz recht herzlich. Wir sind die einzigen Besucher für heute. Wir unterhalten uns bei einem Aperitif recht nett über Ursprung, Umgebung, Farm, Viehzucht und wie man auf dieses einsame Stück Land kommt. Unter einem 700 Mio. Jahre alten Felsvorsprung bauen wir unser Dachzelt auf. Die selbstgebaute Felsendusche ist grandios! Sie wird später von zwei schwarzen Mädchen für uns mit Feuer beheizt. Bis weit ins Land, in die Tirasberge und Richtung Spreetshoogte-/ Gamsbergpass kann man von hier sehen, nichts verwehrt den Blick auf einen wieder traumhaften Sonnenuntergang! Nach dem Standard-Grillprogramm bewundere ich Sternenhimmel, Sternschnuppen, Milchstraße und gewaltige Ruhe unter diesem uralten Gestein.

Noch vor Sonnenaufgang wird bereits das warme Wasser für uns angeheizt. Schön in der Sonne frühstücken wir gemütlich. Mit eben mal bezahlen kommen wir bei Hannelore und Franz natürlich nicht durch: Franz erklärt uns ausführlich mögliche Routenabschnitte, wohin wir auf jeden Fall bzw. auf keinen Fall hinfahren sollen und Hannelore erteilt uns die jeweiligen Übernachtungstipps und entsprechende Flyer dazu. Selbstverständlich bekommen wir auch noch die Anlage mit mehreren hübschen Doppel- bzw. Familienzimmern gezeigt sowie ihren hauseigenen Zoo: Strauße, ein Stachelschwein, eine Katze, zwei Jack Russel Terrier, ein Bergzebra, Schafe, Pferde, Leopardenschildkröten mit Nachwuchs, Erdmännchen, Perlhühner, Esel und Gänse. Außerdem erklärt uns die sympathische Pfälzerin, dass sie ihr Tipp für das Schulgeld der Arbeiterkinder investiert – sehr lobenswert. Später, als wir vorhatten, aber um viele nette Erfahrungen reicher, ziehen wir los Richtung Walvis Bay. Vorher passieren wir sowohl den Kuisib Pass als auch den Vogelfederberg, wobei der Kuisib Pass sozusagen ein „falscher“ Pass ist, also zuerst bergab in das Tal des Kuisib, dann zurück bergauf auf das Hochplateau! Mitten in der Wüstenlandschaft begegnen uns auch noch kurioserweise zwei Mercedes Erlkönige mit entsprechendem Versorgungstross im Schlepptau. Immer wieder spiegelt sich im unendlichen Nichts der Namib, durch die wir jetzt wieder fahren, der Himmel auf der ins Endlose verwischenden Sandstraße. Plötzlich taucht sehr unwirklich der Atlantik am Horizont auf. Und dann ist auch schon Walvis Bay in Sicht. Standesgemäß deutsch speisen wir im Cafe Probst, samt Apfelkuchen, mit hannoveraner Abstammung. Stattliche 50.000 Einwohner verzeichnet Walvis Bay, entsprechende Shopping Meilen, Kreisverkehr und Menschenansammlungen gibt es hier. Die Lagoon Chalets bieten einige Campsites mit eigenem Sanitärbereich und Strom. Dieser Platz ist leider mehr eine Notwendigkeit, als schön oder gemütlich. Bei Volker (Foto Kraus) lassen wir die bisher gemachten Bilder auf DVD brennen. In der Zwischenzeit decken wir uns bei Spar großzügig mit Lebensmitteln, Wasser und Grillzubehör ein. Selbstverständlich bekommen wir die Fleischwaren auch vakuumiert! Martins Plan wäre dann gewesen, zum sogenannten Pelican Point für den Sonnenuntergang zu fahren. Leider ist weder die Strecke ausgeschildert (es wäre wohl quer durch die Lagune irgendwie auf Sand weiter gegangen), noch gibt es einen richtigen Sonnenuntergang, da es recht diesig, nebelig und verweht ist. Egal, wir laufen ein paar Schritte am Strand entlang und beobachten mehrere Seehunde, die sich in der Brandung spielen. Abends speisen wir in „The Raft“ – sehr gepflegt und schön am Wasser gelegen. Die Nahrungsaufnahme gleicht einem Oralorgasmus!!! Als Vorspeise gibt es 6 Stück frische Austern, sowie Klip-Fish Sushi-Style. Zum Hauptgang gibt es wahnsinns-superextrageilen Schwertfisch gegrillt – medium rare! Unglaublich schmackhaft, wie hier die Natur persönlich auf den Teller gebracht wird! Inkl. Nachspeise schlemmen wir uns wund!

Weil es weder Flair gibt auf diesem Campingplatz noch die Sonne wärmt, weil es diesig ist, brechen wir nach einem schnellen Kaffee schon wieder auf. Zuerst zur Bank wegen Bargeld, dann zur Tankstelle und schließlich ins Industriegebiet von Walvis Bay zu Diamond Rain. Nach einer kurzen Besichtigung und Erklärung über Herkunft, Herstellung und Schleifverfahren erliegen wir beide den wunderbaren Edelsteinen und werde selbstverständlich fündig. Nach einem umfangreichen (zeitraubenden) Bank-Transferverfahren werden wir – um Geld erleichtert und Diamanten reicher – aus dem Security Bereich entlassen. Jetzt geht es weiter nach Swakopmund, wo wir erst mal die Campsite aufsuchen und im Alte Brücke Ressort auf gehobenen, europäischen Standard treffen. Da es ja bisher kein Frühstück gab, gibt es am Cafe in der Nähe des Leuchtturms „sehr deutsches“ Lunch im gepflegten Rasen-Etablissement mit Enten, Hähnen und recht deutschem Publikum. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Welwitscha-Trail, für den wir uns ein Permit extra beim Ministry of Environment and Tourism erstanden haben. Ein mittlerer Staatsakt übrigens mit mehreren Durchschlägen, Formalitäten und Bezahlung versteht sich. Der Trail, auf naturkundlicher Basis, ist leider nicht nur schlecht ausgeschildert, sondern führt durch den Namib Naukluft Nationalpark (mal wieder) über besonders schlechte Pads. Dennoch genießen wir das vom Swakop-Fluss zerklüftete Tal inmitten der Wüste, die sogenannte Mond-Landschaft mit schwarz-braunen Hügeln, soweit man sieht sowie der ca. 1.500 Jahre alten größten Welwitschia Miserabilis. Diese ist extra eingezäunt, damit man das für sie lebensnotwendige Wurzelwerk nicht mit Fußtritten beschädigt. Sehr interessant auch ein anderer Teil des Naturkundepfads, der mit dem Befeuchten von Flechten deren „Aufblühen“ zeigt, was wir natürlich selbst mehrfach ausprobieren. Noch einmal decken wir uns im Spar mit frischem Fleisch und Gemüse ein. Extra für heute Abend gibt es Lammnieren, dazu Zwiebel-Paprika-Gemüse und für mich extra Süßkartoffeln. Auf der Campsite sind wir – ungewohnterweise – von mehreren Nachbarn umgeben. Da aber jeder bei sich kochen und waschen kann, ist es nicht so unerträglich „nahe“, wie zuerst erwartet. Bei entsprechend bedecktem Himmel (wegen der Nähe zur Küste) essen wir heute recht spät, da Martin mit der Glut für den Potje ganz schön zu tun hat. Die Lammnieren samt Gemüse werden hervorragend – der südafrikanische Rotwein schmeckt ebenso.

Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir den Tag mit einem Stadtrundgang durch Swakopmund: Leuchtturm, Bahnhof, Kirche, Hohenzollernhaus, Prinzessin-Rupprecht-Heim, Woermann-Haus mit Turmbesichtigung, Marine-Denkmal und schließlich kleines Lunch beim Cafe am Leuchtturm wie gestern: zu strahlendem Sonnenschein auf gepflegtem Rasen im Freien. Kurz nach Mittag geht es weiter Richtung Henties Baai, einem Touristen- und v. a. Fischerort ohne große Besonderheiten. Entlang der Küste, also links Meer und rechts Sanddünen soweit das Auge reicht, fahren wir bis Cape Cross und seiner Robbenkolonie. Dort stehen auch die beiden Kreuze als Zeichen der Landnahme durch den Portugiesen Diego Căo (1484) sowie durch den deutschen Kapitän Becker (1893), der im Namen Kaiser Wilhelms auch eines aufstellen musste … Die Robben blöken und quäken recht laut, überall wuselt es und die Geruchsbelästigung nimmt bald zu, bald ab. Unüberschaubar ist das Gedränge. Zudem tummeln sich hunderte, schwarz glänzende Leiber im Meerwasser, brechen mit den Wellen und hüpfen merklich in die Höhe! Der Wind bläst beständig und durch den kalten Benguela-Strom ist das auch als recht frisch zu empfinden, trotz Sonne. Die Kühle des Meeres gemeinsam mit dem stetigen Wind spüren wir dann auch auf der Campsite, zurück in Henties Baai: Bucks Camping Lodge. Leider etwas „größer“, dafür aber bewacht und mit eigenem Sanitärblock, zieht es ganz schön um die Ecke, so dass wir zum Essen alle Fleece und zwei Decken auspacken. Dafür gibt es leckeren Eintopf aus dem Potje mit Goulasch Fleisch, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln und einem Schuss Rotwein.

Tourinfo

Strecke Unterkunft Solitär Country Lodge -> xxx -> Rooiklip -> xxx -> Lagoon Chalets -> xxx -> Alte Brücke Ressourt
Entfernung 191km / 260km / 235km / 204km
Unterkunft Solitär Country Lodge / Rooiklip / Lagoon Chalets / Alte Brücke Ressourt / Buck´s Camping Lodge