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Zwischen Blumen und Diamanten auf den Spuren der deutsche Geschichte unter anderem in Lüderitz

Wunderschön am Oranje entlang fahren wir zu sattem Grün und Wasser einige Kilometer entlang der südafrikanischen Grenze. Rosh Pinah bietet uns Gelegenheit, Fleisch einzukaufen, zu Tanken und das Telefon aufzuladen. Auf einer sehr bequemen Teerstraße geht es durch die Namib bis Aus und auch gleich danach zur heutigen Campsite Klein Aus Vista, wo uns eine Overflow Campsite zugewiesen wird, fernab der 10 regulären Stellplätze, ohne Wasser und Strom, dafür umso einsamer und schön gelegen. Mit einem frisch gekühlten Windhoek Lager starten wir gemütlich in den Nachmittag, füttern dutzende Webervögel mit Tuk-Keksen und genießen die warmen Temperaturen und die unglaubliche Stille. Später marschieren wir auf dem Sunset Trail, einem markierten Wanderpfad von ca. 5km. Der View Point lässt uns tief ins Land blicken. Überall sind wir alleine, neben ein paar Wüstenmäusen, Murmeltieren und Vögeln. Kurz vor Sonnenuntergang fangen wir in unserem Potje an, Chili zu kochen. Da wir ja auf dem Overflow Platz campen, hören und sehen wir rein gar nichts von den anderen 10 belegten Stellplätzen und können mal wieder völlig ungestört Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Das Chili schmeckt hervorragend. Weil wir morgen früh los müssen, spülen wir noch heute ab, benutzen dazu komfortable Spülbecken aus Edelstahl mit warmem Wasser und zur Krönung des Abends genießen wir heiße Dusche aus dem Durchlauferhitzer – welch ein Luxus. Bei fast Vollmond tippeln wir zu unserer einsamen Campsite zurück.

Heute beginnt der Tag sehr früh, da wir umfangreiches Besichtigungsprogramm vor uns haben. „Nur“ mit einer heißen Tasse Tee (auf die Schnelle) geht’s schon um 8 Uhr los von der Campsite auf der sehr öden, gut geteerten B4 Richtung Lüderitz. Vorbei an Wild Horses, Straußen, Schakalen, Felsenwüste und schließlich auch richtigen Dünen. Kaum zu glauben, dass man 120 km durch plane Einöde fährt, um in einer sehr deutsch-geprägten Diamantenstadt zu landen, die sich aller Elemente zum Trotz auf Stein gebaut an der Küste des Atlantiks befindet. Schnell bei der Touristenformation ein Permit gekauft, geht es zur ersten Führung (von zwei am Tag) ein Stück wieder zurück von Lüderitz nach Kolmanskopp. Gemeinsam mit einem umfangreich gefüllten Rotel-Bus voller deutscher Touristen erklärt und Gisela die Entstehungsgeschichte, Auf- und Abstieg der Diamantengräber von Kolmanskopp und der Restricted Area von 1908 bis 1940. Unglaublich, wie viele Diamanten damals geschürft wurden. Und bis heute werden weiterhin welche gefunden. Nach dieser imposanten, weitgehend von Sand eingenommenen „Geisterstadt“ fahren wir zurück nach Lüderitz und suchen uns zuerst das NWR-Büro. Nachdem eine Reservierung der Nacht im Sesriem Camp von zuhause aus nicht funktioniert hatte, fragen wir einfach nach, ob in der Zwischenzeit ggf. eine Campsite frei geworden ist. Und siehe da, nach einem kurzen Telefonat wird uns ein Stellplatz in Sesriem mündlich zugesagt! Was für eine freudige Überraschung! Dann marschieren wir – entgegen der bisherigen Tage – zu fuß durch Lüderitz zu Felsenkirche, Hafen, Turnhalle, Bahnhof (ohne funktionierende Gleise) und mehreren schön hergerichteten Jugendstilhäusern. Im Goercke-Haus lassen wir uns ausführlich erklären, wie es zu all diesem deutschen Prunk und Glanz kam. Zwischendurch gibt’s am Agathe Beach Brot mit Wurst und Käse. Leider hat der Strand sonst nichts zu bieten. Später fahren wir ein gutes Stück weiter zum Diaz Point, wo ein Leuchtturm, Milliarden schöner Muscheln und eine Seelöwenkolonie warten. Ich genieße die Sonne und lege mich auf die warmen, flachen Steine an der Brandung, völlige Ruhe außer dem Meeresrauschen und dem Seelöwen quäken. Mit zwei frisch gekühlten Windhoek Lager warten wir dem Sonnenuntergang aufs Meer hinaus entgegen. Wunderschön versinkt die Sonne im Meer, dann müssen wir uns vom Diaz Point verabschieden. Gut 140 km sind es jetzt zurück bis Klein Aus Vista, wo wir die 2. Nacht hintereinander verbringen. Der Vollmond leuchtet gewaltig über der sonst kaum befahrenen, geteerten Straße, die außer 2-3 Biegungen nur schnurgerade aus geht. Die Fahrerei lohnt sich jedoch, werden wir im Restaurant mit Shiraz, Spinat-Crepe, Oryx-Stroganow und diversen Beilagen sowie Pudding-Cake verwöhnt. Durchgefroren sind wir dann allerdings nach dem Aufbau unseres Zeltes und heilfroh über unsere mitgebrachten Komfortzonenschlafsäcke.

Heute geht es eher gemütlich los. Die Sonne ist schon längst aufgegangen, bevor wir uns aus den Schlafsäcken schälen. Nach einem ausführlichen Camper-Frühstück bin ich beim Abspülen und Duschen ganz alleine – alle anderen sind bereits wieder unterwegs. Erst gegen 11 Uhr fahren wir kurz nach Aus, um uns eher weniger als mehr mit Vorräten einzudecken.

Tourinfo

Strecke Bo Plaas -> Rosh Pina -> Aus -> Lüderitz -> Aus
Entfernung 242km / 330km
Unterkunft Bo Plaas / Klein Aus Vista