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Fishriver und Oranje

Nach einem Stück Autobahn B4 endlich wieder Sandpiste entlang der Klein Karasberge: Zebras, Strauße, Impalas und Kudus im offenen Gelände neben der Straße! Zum ersten mal seit drei Tagen keine Zäune neben der Straße. Dazu paart sich eine schnurgerade perfekt-deutsch-ingenieuresmäßige Eisenbahnstrecke samt Bahnstationen alle 20-130 km. Heute checken wir bereits mittags im „Canon Roadhouse“ auf der Campsite ein und erhaschen den letzten von sechs Stellplätzen. Dann gibt es erst Mal Kaffee, Obst & Joghurt zu Siesta – es ist ja schließlich Sonntag. Um 16 Uhr fahren wir mit einer geführten Tour (privat, weil nur wir beide und Fahrer) bei einem Scenic Drive mit. Wir sehen Oryx, Impalas, Kudus, Schakal, Springböcke und kleine graubraune Erdhörnchen. Zum Sundowner gibt’s auf einem Hügel zu frischen Temperaturen eiskaltes Windhoek Lager. In Decken eingepackt fahren wir im Halbdunkel zurück ins Camp. Aufgrund de fortgeschrittenen Zeit (nach 19 Uhr) gehen wir – so outdoor wie wir sind – gleich ins Restaurant und nehmen Dinner ein. Die Tagessuppe wärmt Gott sei Dank. Für mich gibt’s als Nachtisch den ersten Amarula, die Ähnlichkeit zu Baileys lässt sich beim besten Willen nicht leugnen. Der Mond leuchtet uns hell zu unserer Campsite, eine Taschenlampe ist völlig überflüssig. Leicht verfroren kriechen wir in unsere Komfortzonenschlafsäcke.

Noch vor dem Sonnenaufgang gehe ich sehr heiß duschen, die Anlagen sind gepflegt und großzügig. Dann gibt es zu den ersten Sonnenstrahlen Kaffee, gefrorenen Orangensaft, Müsli mit gefrorener Milch und Marmeladenbrot und weichgekochte Eier. Die Kühlschranktemperatur müssen wir wohl beim nächsten Mal ein wenig höher regeln. Schon schneller als die vergangenen Tage packen und verstauen wir unserer sieben Sachen und fahren gegen 8:30 Uhr am Canon Roadhouse – nach ausführlicher Erklärung der 4x4 Streckenabschnitte durch das Personal – pünktlich Richtung Fish River Canyon los. Dieser ist bald erreicht. Schade nur, dass der Abstieg verboten ist, weil zu gefährlich bzw. nur den Hikingtrail-Besuchern vorbehalten. Also wandern wir auf dem Plateau entlang der Abrisskante, bewundern die vorsichtig grünende Vegetation und erwischen allerlei Sonne. Neben deutschen Touristen, die per Bus angekarrt werden. Der Blick in den Canyon ist gigantisch! Nachdem wir diesen ausführlich genießen konnten, lösen wir uns von diesem Naturspektakel und fahren Richtung Südafrikanische Grenze.

Endlich kann Martin den 4x4 so richtig nutzen, nämlich im eben für diesen ausgeschilderten Flussbett des „Gamchab“ Flusses. Umwerfend die Schluchten und Verwerfungen, ebenso die Wasserfurchen und der Flussbettlauf, dem wir dank vorgefahrener Spuren folgen. Nach 13 km ist der Zauber zu Ende und wir sind an der Grenze zu Südafrika, dem Oranje, angelangt. Wasser und sattes Grün im Überfluss, was für ein Kontrast zur eben noch durchfahrenen Wüste und dem fast wasserlosen Fish River Canyon. Einfach, aber nett gelegen ist die Campsite „BoPlas“. Wir sind mal wieder die einzigen, grillen fleißig Käsekrainer und Rind zu Tomaten-Paprika-Salat und 2005 Pinotage 14,5 %, mit Sicherheit der teuerste Wein, den man in Keetmanshoop ergattern kann. Zu Zirpen grillen und über 20 Grad sitzen wir einsam zu (fast) Vollmond.
Fast vergessen: mittags führte uns der Weg (und Tankstelle) über Ai-Ais. Das Thermalbad als Touristenattraktion bleibt leider auch das einzige an diesem kleinen Ort – außer ein wenig grüner Vegetation – das ihn als solchen ausmacht. Nach einer eiskalten Limonade und 1x volltanken waren wir auch schon wieder weg.

Morgens raus ist es wieder richtig kalt, mit duschen ist’s heute auch nix, kein warm Wasser vorhanden. Also mit lauwarmen Wasser aus der hauseigenen Quelle bisschen waschen und erst mal eine schöne heiße Tasse Kaffee. Als die Sonne über die Bergkuppe guckt, wird es gleich gemütlicher. Der Besitzer der Campsite weiß uns beim Zahlen freundlich darauf hin, vorsichtig zu fahren, es gab vorhin einen Unfall in einer unübersichtlichen Kurve, da kämen wir auch gleich vorbei ...

Tourinfo

Strecke Windhoek -> C23 -> C15 -> Bagatelle -> C20 --> B1 -> M29 -> C17 -> B1 -> Garas Quivertree Camp
Entfernung 170km / 211km
Unterkunft Canon Roadhouse / Bo Plaas