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Die endlosen Weiten der Namib

Über die landschaftlich wunderschöne, aber als Gravelpad sehr anstrengende D707 fahren wir zwischen Namib Naukluft Nationalpark und Tiras-Gebirge durch traumhafte Wüstenlandschaft. Bei „Betta“ erstehen wir neben Diesel auch ein Braai-Pack, bestehende aus Würstchen und Lamb Chop. Ein kleines Stück weiter sind wir schon am heutigen Ziel: Schloss Duwisib mit Campsite dazu. Das protzige Schloss, 1909 fertig gestellt, beinhaltet gute europäische Wertarbeit in Form von Kirsch-, Nuss- und Eichenbaum-Schränken auf Frankreich, Deutschland und anderen von hier fernen Landen. Schade nur, dass Hannsheinrich von Wolff es nur knapp 5 Jahre genießen konnte, bevor er an die Front des I. Weltkrieges berufen wurde und dort auch fiel… Mal wieder ganz alleine suchen wir uns die schönste Stelle aus auf dem großzügig angelegten Campingplatz aus. Ich genieße mal wieder die Sonne, so gut es sich bei nie aufhörendem Wind bewerkstelligen lässt. Zum Abendessen gibt es heute mal Lamm mit Ofenkartoffel und Tomaten-Paprika-Salat. Der Wind lässt später sogar nach und wir stehen noch lange am gut angeheizten Feuer – besser als jeder Fernseher.

Am Schloss Duwisib lassen wir uns morgens Zeit. Zum Spülen gesellen sich ein paar Angestellte zu uns und kümmern sich um warmes Wasser. Also leisten wir uns auch wieder den Luxus und duschen heiß. Nächstes Etappenziel ist Maltahöhe. Hier kaufen wir bei „Oahera Art“, einem einheimischen Kulturzentrum, die ersten Souvenirs ein. Das Lebensmittelangebot in Maltahöhe überzeugt leider nicht so sehr. Also fahren wir weiter über den Tsarishogte-Pass (Tsaris-Berge) bis Sossusvlei/ Sesriem Camping. Die Reservierung, die wir über NWR in Lüderitz bekamen, ist vorhanden – juhu! Wir bekommen einen „richtigen“ Stellplatz mit Wasser und Braai-Stelle und machen erst mal gemütlich Siesta. Trotz der Prominenz des Platzes geht es relativ ruhig zu. Mit gemäß Nationalpark leicht erhöhten Tankpreisen tanken wir voll und machen uns zum Sonnenuntergang auf zur „Düne 45“, die bei Kilometer 45 nach der Einfahrt in den Namib-Naukluft-Nationalpark bis fast an die Straße grenzt. Der Aufstieg gestaltet sich extrem schwierig. Eigentlich sind es nur ca. 220 Höhenmeter, aber es windet sehr stark und man rutscht bei zwei Schritten mehr als einen zurück. Leicht entkräftet schaffen wir es doch nach oben und erwarten dann um ca. 19 Uhr (mit nur einem anderen Pärchen) ganz alleine !!! den Sonnenuntergang !!! – WAHNSINN – die Stimmung und das Panorama finden keine Worte. Leicht federnden Schrittes „laufen“ wir dann in der Abenddämmerung die Dünen bergab und schütten unten angekommen erst mal zwei Pfund Sand aus den Bergschuhen! Die 45 km zurück zum Camp fahren wir schneller, als erlaubt, da das Tor des Nationalparks bereits um 19:45 Uhr schließt. Pünktlich schaffen wir es zurück an unseren Platz, dann gibt es zur Feier des Tages Oryx-Carpaccio und Rumpsteak zu Cabernet Saugvignon von Stellenbosh. Nach Spülen und Sand abduschen geht’s schnell in die Schlafsäcke.

Um 5:10 Uhr stehen wir bereits auf! Mit einem schnellen Kaffee und flüchtigem Einräumen des Autos schaffen wir es, um 6:10 Uhr, also 10 Min. nach dem privilegierten Öffnen des Gates für die Besucher, die im Nationalpark nächtigen, das Park-Gate zu durchfahren. Im Konvoi rollen wir über die Teerstraße, bis sich die meisten der morgendlichen Besucher an der Düne 45 drängeln. Die hatten wir ja bereits bestiegen! Also fahren wir zügig weiter bis zum 4x4 Parkplatz Deadvlei. In der Zwischenzeit geht pünktlich um 6:45 die Sonne wunderschön auf! Wieder nur zu 4. (das gleiche belgische Pärchen von gestern) genießen wir völlig alleine die aufgegangene Sonne im Deadvlei, die Dünen im ersten Sonnenlicht, die Mondkrater-Landschaft des Vlei, völlige Stille und eine unglaublich traumhafte Wüstenlandschaft. Wie zu erwarten war, bleiben wir nicht allzu lange alleine, bei Sonnenaufgang wird auch für die "übrige Menschheit" das Tor zum NP geöffnet...
Aber egal: wir hatten eine traumhafte erste Sonnenstunde am diesem Tag in einer unglaublich phantastischen Wüstenumgebung! Weiter über Sandgräben und froh um den Allrad geht es ein kleines Stück weiter zum Sossusvlei. Hier wuselt es wie erwartet, wir besteigen die wunderschönen roten Dünen trotzdem und suchen uns - etwas weniger anstrengend wie gestern, weil quasi bereits ein Pfad vorgetrampelt wurde - eine recht einsame Stelle. Die Aussicht ist wahrlich umwerfend. Schwer lösen wir uns aus dieser wunderschönen Landschaft und laufen wieder weich federnd den Dünenhügel hinunter. In der größten Mittagshitze mit bestimmt mehr als 40C fahren wir zuerst die recht anspruchsvolle 4x4 Strecke und dann die rd. 60 km Teerstraße zurück ins Sesriem Camp.
Dort machen wir noch mal einen Abstecher in den Sesriem Canyon, wo es auch eine kleine Brotzeit im Schatten gibt. 30m Tief und tlw. nur ein paar Meter breit präsentiert sich der Canyon in der Mittagshitze. Am Rande der Naukluft Berge fahren wir - beide schon recht müde vom frühen Aufstehen und den anstrengenden Dünenbesteigungen - weiter bis Solitär.

Recht kurios ist der Shop nebst Tankstelle, sogar ein Flugplatz liegt "vor der Haustür". Mit 2-3 anderen Campern teilen wir uns in der Solitär Country Lodge den riesigen Platz. Ganz im Stil einer schönen Nachmittagspause gibt es Kaffee und riesenhafte, frische Stücke Apfelkuchen! Die Planung für morgen gestaltet sich als kleine Herausforderung, aber nach ein wenig Recherche in all unseren Führern und Campingplatzlisten steht auch die morgige Route.
Dann besucht mich ein Südafrikaner, der sich ein wenig lallend Gesellschaft erhofft und mit mir (oder eher nur er) die Landesunterschiede zwischen Namibia und Südafrika erörtert... Als "Entschädigung" bringt er kurz darauf, auf seinem Weg zu unseren Camping Nachbarn, eine Flasche Südafrikanisches Bier vorbei. Pünktlich nach Sonnenuntergang gibt´s heute ausnahmsweise mal eine lauwarme Dusche und später gepflegt im Restaurant Buffet und ein Fläschchen Shiraz. Mit uns speisen 10 Franzosen, 8 Deutsche, 4 Asiaten, 4 Südafrikaner und unser "Freund" von vorhin. Welch eine Menschenansammlung!

Tourinfo

Strecke Unterkunft Windhoek -> C23 -> C15 -> Bagatelle -> C20 --> B1 -> M29 -> C17 -> B1 -> Garas Quivertree Camp
Entfernung 240km / 251km + 90km / 227km
Unterkunft NWR Campsite Schloss Duwisib / NWR Sesriem / Solitär Country Lodge