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Der Norden - Kaokoveld und Epupa Falls

Mit Sonne und einer Katze auf dem Schoß beginnt der Morgen. Die schmusige Mieze hatte die Nacht in unserem Auto auf dem Handtuch verbracht! Erstes Ziel für heute ist Khorixas. Dort tanken wir voll, ich hole Geld und die Lebensmittel werden aufgefüllt. Nach unserer Karte geht es jetzt weiter Richtung Norden mit dem nächsten Ziel Palmwag. Nach vielen sehr anstrengenden Kilometern wird uns bei einer kleinen Häuseransammlung mitgeteilt, dass wir auf dieser Straße angeblich nicht weiter kommen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die vielen anstrengenden Kilometer wieder zurück zu fahren. Ein sehr großes Ärgernis, weil es zu allem Überfluss bei den mittelprächtigen Straßenverhältnissen nur sehr langsam vorangeht und ausgerechnet heute viele Kilometer auf dem Programm stehen. In Palmwag gibt es noch mal Kraftstoff, bis wir es endlich nach über 400 km schlechter Pad bis zum Abzweig Ongongo geschafft haben. Jetzt warten noch einmal 6 km arge 4x4 Pad auf die heute recht geplagten Nerven. Was uns dann allerdings erwartet, passt so wenig in die heutige, staubige Landschaft wie zu unserer Stimmung: ein sehr idyllisch in einem Flussbett gelegener Campingplatz und nur weitere zwei belegte Stellplätze! Dazu ganz unfassbar in dieser trockenen Landschaft eine warme Quelle mit einem kleinen Wasserfall, der sich zu einem Naturpool zusammen staut. Also gehen wir zum heutigen Sundowner BADEN! Welch eine Wohltat nach diesem anstrengenden Tag. Sehr relaxt und überhaupt nicht gestört von den anderen anwesenden Gästen bereiten wir Rinderfilet mit Bohnensalat und Folienkartoffeln zu. Mit einer guten Flasche Rotwein, ein wenig Froschquaken und Zirpengrillen, fast Windstille und einem phantastischen Sternenhimmel beschließen wir in Ruhe den heutigen Tag.

Heute schlafen wir bis 7:30 Uhr – ist ja schließlich Sonntag! Die Sonne heizt schon gut auf das wunderschöne Fleckchen Erde. Also frühstücken wir sehr angenehm warm und ausführlich. Das Duschwasser ist dann eher eine frische Angelegenheit, stört bei den Außentemperaturen allerdings nicht so sehr. Noch einmal gehen wir zu dem kleinen Naturpool mit Wasserfall und genießen die Ruhe und das Plätschern. Dann packen wir doch zusammen und lösen uns aus diesem Idyll. Schnurstracks nach Norden führt uns der Weg durch das Kaokoveld zu Camp Aussicht. Die 6 km Zufahrtspad sind eine kleine Herausforderung, gerade recht zur Abwechslung der sonst recht gut ausgebauten Pad Richtung Norden. Im Camp Aussicht gegrüßt uns Marius. Ich bestelle zuerst Grüße von Hannelore und Franz aus Rooiklip, schon sind wir im Gespräch. Schön gelegen, einsam auf einem Hügel bauen wir unser Dachzelt auf und machen erst mal ein kleines Mittagspäuschen. Viele Vögel, blaue und gelbe und rote und schwarz schimmernde laben sich an der kleinen Wasserpfütze, die wir durch Hände waschen (natürlich ohne Seife) hinterlassen. Später serviert uns Marius in seinem Freisitz mit besagter Aussicht Kaffee, zeigt uns einen Himba-Schuh aus Giraffenleder, eine Kopfstütze der Himba aus Holz, einen Wunderzweig der auch noch nach vielen Jahren kurz ins Wasser gestellt wieder ergrünt, sein Haustier: einen Skorpion (Martin und ich zucken gleichzeitig zurück) und natürlich eine kleine Auswahl der in seiner Mine abgebauten Dioptas, grün schimmernde Steine. Dann führt er uns durch seine Mine und erklärt uns die Entstehung dieser Vorkommen, den Abbau und die kleinen wie großen Erfolge, die er damit hatte bzw. sich erhofft. Den Sundowner nehmen wir heute in völliger Einsamkeit auf der Kuppe des kleinen Hügels, zu dessen Fuß unser Auto steht. Der Blick ins Umland ist phantastisch! Als die Sonne untergeht, glühen die Hügel im Westen noch lange nach. Mit dem heute von ein paar Himba Kindern eingekauften Brennholz – bei dieser Gelegenheit bin ich auch zwei Äpfel losgeworden – gibt es heute Bratwürste, Natural Rump, Paprika-Tomaten-Salat, Folienkartoffeln und Windhoek Lager dazu. Ganz alleine auf einer Campsite waren wir schon länger nicht mehr. Über uns der pure Sternenhimmel, ein wenig Grillenzirpen und ansonsten nur Ruhe. Da wir auf ca. 1.600 m ü. NN sind, ist es allerdings auch wieder ein wenig frischer. Dafür lohnt jedoch die Einsamkeit. Die von Marius erteilten Tour-Ratschläge in Richtung Norden bzw. NO mit entsprechenden 4x4 Abschnitten lassen uns schon unseren nächsten Namibia-Urlaub planen. Zeit und Strecke reichen für dieses Mal dafür wohl nicht aus …

Das war mal wieder eine der kälteren Nächte, wie uns Marius später erklärt, für diese Saison zu kalt. Pünktlich zum Sonnenaufgang gibt es in Fleece heißen Kaffee. Später heizen wir uns den Warmwasserbehälter an und duschen in der selbstgebastelten Freiluftdusche. Das Wasser wäre ja schön warm, Wind und Bodentemperaturen lassen noch recht zu wünschen übrig. Nach Spülen, Einräumen und Routenbesprechung geht es weiter Richtung Norden, nicht ohne noch 2-3 Tipps von Marius zur Strecke, Himba-Touren sowie Einkaufsmöglichkeiten in Opuwo. Auf der Strecke passieren wir Blutpflaumen, lilafarbene Blätter an doch recht dürr aussehenden Bäumen. Zudem auch die uns schon aus Südafrika bekannten Baobob Bäume, die zwar nur karte Äste und gar keine Blätter haben, dafür aber umso wuchtigere Stämme und „fleischige“ Verzweigungen. Die Landschaft wechselt von Himba-Kraalen über baumbewachsene Ebenen zu felsigen Trockenflussbetten und Erhebungen zur linken und rechten bis auf über 1.600 m ü. NN. In Opuwo können wir tatsächlich alle notwendigen Lebensmittel auffüllen, inklusive reichlich Obst und Gemüse. Allerdings sind wir die einzigen beiden Weißen weit und breit, was ein doch leicht mulmiges Gefühl aufkommen lässt. Seit längerem können wir heute auch die berühmten Himba-Frauen beobachten, die zuerst wegen ihrer rotbraun angemalten Hautfarbe, nicht zuletzt natürlich aber auch wegen ihrer für Mitteleuropäer auffälligen Barbusigkeit aus der Masse an verschiedenen schwarzen Stämmen stechen. Schneller und kürzer als lt. Karte berechnet erreichen wir den nördlichsten Punkt Namibias: die Epupa Wasserfälle. Das Camp Omarunga ist mal wieder alles andere als Wirklichkeit: eine schattige Bar unter Palmen, weißes Personal zur Aufnahme der Formalitäten, eine Ansammlung von wenigstens 10 Camping-Autos der hiesigen Vermietungen und – etwas völlig abnormales in dieser Gegend – Wasser bzw. Fluss! Noch bevor wir eine hübsche Campsite „in der ersten Reihe“ beziehen, sieht Martin das erste Krokodil am anderen Flussufer! Keine Glaswand, kein Zaun, nur Ufer und freie Sicht sowie Warnschilder (no swimming – crocodiles). Ein kleiner Spaziergang zu den Wasserfällen führt uns wieder an Himbas vorbei. Im entsprechend eingerichteten Curio-Shop ersteht Martin eine (gestern erkläre) Kopfstütze der Himba und hat daraufhin auch die dazugehörige rotbraune Paste an den Fingern. Die Fälle rauschen 35 m in die Tiefe. Auf der anderen Flussseite liegt bereits Angola. Den restlichen Nachmittag genießen wir auf unserer Campsite am Fluss. Dass doch auch ziemlich viele andere Besucher anwesend sind, fällt uns Gott sei Dank gar nicht so gravierend auf. Was jedoch sehr wohl auffällt, ist der Temperaturunterschied der letzten Stunden. In Epupa sind wir mit feuchten Hosenboden und leichtem Schweiß auf der Stirn aus dem Auto gestiegen. Angenehm bleiben die Temperaturen auch nachts über. Dank Peaceful Sleep, einem hiesigen Mückenspray, bekommen wir von den am Wasser beherbergten Moskitos nichts mit. Zu leisem Trommeln, das aus dem Nachbar-Auto kommt, genießen wir den letzten Schluck Rotwein.

Gegen 7 Uhr lacht bereits die Sonne über den Campingplatz. Nach einer ausführlichen Freiluftdusche genießen wir unser Frühstück bei rund 22 Grad Celsius (an der Rezeption steht ein Thermometer). Um kurz vor 9 Uhr starten wir in einer Gruppe von fünf mit zwei Guides eine geführte Tour zu zwei Himba Dörfern hier in der Gegend. Das einfache Leben dieses Urvolkes beeindruckt uns sehr. Nicht nur die auffällige rote Farbe, die die Frauen am Körper tragen, anstelle sich zu waschen. Auch die Riten, Sitten, Regeln, viele schöne Kleidungs- und Schmuckstücke, die sie mit sichtlichem Stolz tragen. Der Kinderreichtum ist immens. Meistens werden sie auf dem Rücken gebunden, getragen. Unser Guide erklärt sehr ausführlich und freut sich über unsere vielen Fragen. Vor allem ist darauf zu achten, nicht zwischen die Hütte des Chiefs und dem „heiligen Feuer“ zu laufen. Letzteres brennt jedoch heute nicht, der Chief ist mit den Männern mit dem Vieh unterwegs. Die Frauen zeigen uns alles, von der Hütte über die Tracht bis zum Kunsthandwerk und Kopfschmuck. Im zweiten Dorf, das wir anfahren, wird gerade Mahlzeit zubereitet. In einem großen Potje wird Maismehl mit Wasser vermischt: Porridge! Geduldig wird auch ein „Hochzeitskleid“ vorgeführt. Dies besteht aus einem speziellen Kopfschmuck sowie einem mit Muscheln bestickten Schurz. Zuletzt besuchen wir einige Himba Gräber. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Schädel und Hörner von Rindern den Baum am Grab schmücken. Je mehr davon, umso reicher war der Verstorbene. Sehr beeindruckt von diesem Volk, das keinen echten Handel betreibt und zudem auch nicht weiter als 20 zählen kann (auch weiß niemand sein exaktes Alter!), werden wir zurück zum Camp Omarunga gefahren. Den eingekauften Zucker sowie das restliche Salz, das wir nicht mehr benötigen, spenden wir für die Himba Familien und geben es unserm Guide. Zur schönsten Mittagshitze sitzen wir gemütlich im Schatten unter Palmen am Wasser: lesen, Brotzeit machen, dösen, Führer konsultieren, Ruhe und Zeit genießen. Punkt 15 Uhr wird für die Lodge Gäste Kaffee und Kuchen serviert. Höflich frage ich, ob ich (nur als Camping Gast) ebenfalls 2 Stück bekomme und überrasche Martin mit frischem Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Den restlichen Nachmittag genießen wir, einfach mal nichts zu tun. Später erklimmen wir den Sundowner Hill und haben dabei einen phantastischen Blick auf die Epupa Falls. In denen sich übrigens die letzten beiden Tage immer mehrere Krokodile gezeigt hatten. Zum Abendessen gibt es – nein, nicht Krokodil – sondern Käsegriller und Rumpsteak. Die Nacht über bleibt es schön lau. Der Sternenhimmel ist wie jeden Tag über die Maßen phantastisch.

Gemütlich und wohl temperiert genießen wir – zu gestiegenem Wasserstand – unser Frühstück. Mit mehr Wasser fallen die Wasserfälle natürlich auch kräftiger in die Tiefe, weshalb wir die Stufen noch einmal aufsuchen. Auf der gleichen Strecke, wie wir in den Norden fuhren, geht es zurück in den Süden. Einen kleinen Abstecher gibt es bei Kaoko-Otavi, wo wir eine Quelle samt See und die Ruinen einer Kirche der so genannten Dorslandtrekker besichtigen. In Camp Aussicht empfängt und Marius wie vor zwei Tagen. Allerdings sind die Campsites auf dem Hügel leider schon alle vergeben. So parken wir unser Auto direkt neben den Gebäuden von Marius, auch kein Problem. Der restliche Nachmittag vergeht mit herrlicher Aussicht beim Karten schreiben, Tour planen, Campsites studieren und Ratschen mit anderen Gästen. Marius bietet uns – im Gegenzug zur vollen Campsite – seine Lapa als Platz für unser Dinner an. So genießen wir herrlichen Sonnenuntergang mit bester Aussicht bis weit ins Land. Martin bekocht uns heute mit Potje: Tomaten und Karotten und Paprika und Bohnen und Zwiebeln und Kartoffeln und Fleisch im Ganzen obenauf. Nach etwas längerer Garzeit, in der uns Marius öfter mal kurz besucht und nach dem rechten sieht, gibt es leckeren Eintopf. Die Nacht ist ruhig und mild.

Bei herrlichen Sonnenschein, ohne Wind und wieder phantastischer Aussicht, beginnt unser Tag mit einem kleinen Frühstück. Marius besucht und noch ein paar Mal. Er ist ein wenig aufgeregt, geht es für ihn doch für eine Woche mit zwei Schweizern auf eine geführte Himba Tour. Zum Abschied nimmt er uns in die Arme und drückt uns wie alte Freunde! Die Übernachtung schenkt er uns. Er schreibt es bis zum nächsten Mal auf, wir kommen ja schließlich wieder J Gegen 9:30 Uhr brechen wir die Zelte – im wahrsten Sinne des Wortes – ab. Ich fahre heute mal wieder. Bis Palmwag führt uns der Weg. Da es auf der Strecke keine weiteren Sehenswürdigkeiten gibt, fahren wir durch. Auf dem Weg zur Palmwag Lodge sehen wir fast direkt an der Straße Giraffen. Somit haben wir es im bisherigen Urlaub ohne entsprechende Parks bereits auf folgende Fauna gebracht: Oryx, Kudu, Giraffen, Zebras, Springbock, Krokodile, Affen, Schakale, Dik-Dik, Salamander. Die Palmwag Lodge & Camping liegt mal wieder herrlich am Fluss, inklusive recht starkem grünen Bewuchs, Palmen und angenehmen schattigen Plätzchen. Die von Hr. Haas/ Afrika Plus Reisen empfohlene Vorreservierung zahlt sich aus. Es sind tatsächlich alle Campsites belegt. Im schattigen Grün – mit Pool und Bar – lassen wir es uns gut gehen, nehmen ein paar kühle Getränke zu uns (da unser Kühlschrank rechte Zicken macht) und lesen, dösen im grünen Gras wie in einer Oase. Später gehen wir dem „Elephant Trail“ nach. Dabei stoßen wir regelmäßig großzügig auf Elefantendung. Auch direkt neben unserer Campsite. Aber auf eines stoßen wir nicht: die dazugehörigen Elefanten, vor denen an jeder Ecke im und am Camp gewarnt wird. Dafür sehen wir auf unserem Sundowner Walk Oryx, Eidechsen, Kudus und immer wieder große Wolfsmilchsträucher, zwischen denen es völlig windstill wird, wenn man dazwischen steht. Sehr gepflegt genießen wir das Sundowner Bier bzw. Savanna (Cider) an der Poolbar – kalt wohlgemerkt, was unser Kühlschrank trotz des geschenkten Eises nicht wirklich wird. Dafür können wir unseren Fleischbestand im Kühlschrank der Bar einlagern. Später gibt es bei immer noch recht warmen Temperaturen Halsgrad mit Tomaten-Paprika-Karotten-Salat und Folienkartoffeln. Guter südafrikanischer Rotwein schmeckt uns dazu und wie jede Nacht bewundere ich den grandios leuchtenden Sternenhimmel samt Milchstraße. Die Nacht über zieht an unserem Zelt vorbei, was auch möchte – das einzige, was wir tatsächlich mitbekommen, ist eine ordinäre Hauskatze, die unsere Grillfolie abschleckt.

Tourinfo

Strecke  
Entfernung 170km / 211km
Unterkunft

Canon Roadhouse / Bo Plaas